EZB uneinig über zukünftige Zinssenkungen 2024 & 2025

Die Europäische Zentralbank steht vor einer richtungsweisenden Entscheidung: Während sich die Inflation langsam Richtung Zielwert bewegt, spalten unterschiedliche Ansichten zur Zinspolitik den EZB-Rat.
  • Uneinigkeit über Zinspolitik: Die EZB-Mitglieder sind sich uneins über das Tempo und Ausmaß zukünftiger Zinssenkungen, was Unsicherheiten für die europäische Wirtschaft schafft. Einige Mitglieder, wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel, mahnen zur Vorsicht, während andere wie Portugals Mario Centeno flexiblere, stärkere Senkungen vorschlagen.
  • Wirtschaftliche Signale gemischt: Während die EZB plant, auslaufende Anleihen nicht mehr zu reinvestieren (quantitative Straffung), könnten gemischte Signale entstehen, wenn dies mit Zinssenkungen kombiniert wird. Die Markterwartungen spiegeln bereits eine leichte Senkung im Dezember wider​.
  • Auswirkungen auf Verbraucher und Unternehmen: Die gesunkenen Kreditzinsen unterstützen den Bausektor und erleichtern Finanzierungsmöglichkeiten für Konsumgüter, während Sparer mit niedrigen Renditen konfrontiert sind. Kerninflation und steigende Löhne bleiben Herausforderungen​.

Verschiedene Positionen innerhalb der EZB

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht aktuell vor einer entscheidenden Richtungsfrage: Die führenden Mitglieder können sich nicht auf die Geschwindigkeit und das Ausmaß zukünftiger Zinssenkungen einigen. Dies führt zu Unsicherheiten, besonders da wichtige Wirtschaftsdaten für die Eurozone in den kommenden Wochen erwartet werden. Die Debatte wird zusätzlich durch die globale Wirtschaftslage und die geopolitischen Einflüsse – wie die bevorstehenden US-Wahlen – geprägt.

Im Mittelpunkt der Debatte stehen unterschiedliche Einschätzungen zum Inflationsziel und zur Konjunkturlage. Während Präsidentin Christine Lagarde auf einen “vorsichtigen” Ansatz setzt und auf die bisher erreichten Fortschritte der Disinflation hinweist, fordern andere wie Bundesbankpräsident Joachim Nagel eine zurückhaltendere Zinssenkungspolitik.

Nagel argumentiert, dass zu schnelle Zinssenkungen die Kontrolle über die Inflationsentwicklung erschweren könnten. Demgegenüber plädiert der portugiesische Notenbankchef Mario Centeno für eine flexiblere Geldpolitik, da die Eurozone mit schwacher Investitionstätigkeit und einem angespannten Arbeitsmarkt kämpft. Seine Argumentation: Größere Schritte könnten notwendig sein, um eine wirtschaftliche Stagnation zu vermeiden​.

Markterwartungen und Zinssenkungen in Aussicht

Trotz der internen Uneinigkeit preisen Finanzmärkte bereits die Erwartung einer leichten Zinssenkung im Dezember ein. Diese könnte laut Schätzungen 25 bis 50 Basispunkte betragen. Die Analysten sind sich einig, dass weitere Schritte zur Stimulierung der Wirtschaft nötig sein könnten, um das Inflationsziel von zwei Prozent nachhaltig zu erreichen.

Christine Lagarde erklärte jedoch, dass man die “Richtung” der Geldpolitik zwar klar habe, das genaue Tempo aber erst noch bestimmt werden müsse. Dies zeigt den Balanceakt der EZB zwischen Kontrolle der Inflation und Wirtschaftsstabilisierung, der auch auf den europäischen Anleihemärkten spürbar ist​.

Die EZB hat zudem angekündigt, die sogenannte quantitative Straffung (QT) zu intensivieren. Sie plant, auslaufende Anleihen künftig nicht mehr zu reinvestieren, was das geldpolitische Umfeld weiter verknappen könnte. Diese Maßnahme sorgt bei einigen EZB-Mitgliedern für Bedenken, da Zinssenkungen in Kombination mit der QT-Politik möglicherweise widersprüchliche Signale aussenden. Analysten wie Citi-Ökonom Christian Schulz verweisen darauf, dass die anhaltende QT ein Risiko darstellen könnte, wenn sie nicht mit ausreichenden Zinssenkungen ausgeglichen wird, um die finanzielle Stabilität in der Eurozone zu sichern​.

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Vincent Bruns

Vincent Bruns ist der Gründer von Krypto Online. Er hat bereits für mehrere Krypto- und Finanzportale wie Bitcoin2Go und Finanzwissen.de als Autor und Social Media Manager gearbeitet und konnte seine Begeisterung über Kryptowährungen zum Beruf machen. Krypto Online hat er im Juli 2020 gegründet. Zu Beginn gab es nur den Instagram-Kanal. Mittlerweile ist Krypto Online auf allen großen sozialen Medien und im Web vertreten.