Zinspolitik verstehen: Wie Zinssätze die Wirtschaft beeinflussen

In diesem Artikel erfährst du, wie Zentralbanken durch die Zinspolitik nicht nur die globalen Finanzmärkte, sondern auch deinen Alltag beeinflussen. Von den Auswirkungen auf deine Sparanlagen bis hin zu den Kosten deiner Kredite.

Die Zinspolitik spielt eine entscheidende Rolle in der Wirtschaft, beeinflusst sie doch alles, von den täglichen Kreditbedingungen bis hin zu langfristigen Investitionsentscheidungen. Zinssätze, festgelegt von Zentralbanken, sind weit mehr als nur abstrakte Zahlen in den Nachrichten. Sie wirken sich direkt auf das Leben jedes Einzelnen aus, sei es beim Abschluss eines Kredits, beim Sparen oder bei der Planung von Investitionen.

Das Wichtigste zusammengefasst:

💡 Zinspolitik bezieht sich auf die Maßnahmen von Zentralbanken, um die Höhe der Zinssätze zu steuern, mit dem Ziel, die Wirtschaft zu stabilisieren, Inflation zu kontrollieren und das Wirtschaftswachstum zu fördern.

💡 Veränderungen der Zinssätze beeinflussen direkt die Kreditkosten und Sparanreize für Verbraucher und Unternehmen, was sich auf Konsum, Investitionen und die allgemeine wirtschaftliche Aktivität auswirkt.

💡 Die Zinspolitik hat weitreichende Folgen für die gesamte Wirtschaft, einschließlich Investitionsentscheidungen, Beschäftigungsniveaus und die Gesundheit des Finanzsektors, und spielt daher eine Schlüsselrolle in der makroökonomischen Steuerung.

In diesem Artikel beleuchten wir, was Zinspolitik eigentlich ist, wie sie funktioniert und auf welche Weise sie die Wirtschaft prägt. Dabei werfen wir einen Blick auf ihre Auswirkungen auf Kredite, das Sparverhalten und die Investitionstätigkeiten, um ein umfassendes Verständnis davon zu entwickeln, wie Zinssätze unser wirtschaftliches Umfeld und letztendlich unser tägliches Leben beeinflussen.

Einführung in die Zinspolitik

Die Zinspolitik ist ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaftssteuerung und beeinflusst maßgeblich die Finanz- und Geschäftswelt. Sie umfasst die Strategien und Maßnahmen, die von Zentralbanken und anderen monetären Behörden eingesetzt werden, um die Höhe der Zinssätze zu regulieren.

Diese Zinssätze sind entscheidend, denn sie bestimmen die Kosten, zu denen Geld geliehen und gespart werden kann. Die Zinspolitik wirkt sich direkt auf die Inflation, das Wirtschaftswachstum und die allgemeine Stabilität des Finanzsystems aus.

Was ist Zinspolitik? Definition und Erklärung

Die Zinspolitik bezieht sich auf die Vorgehensweise von Zentralbanken, um die Zinssätze zu steuern. Sie ist ein Teil der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank oder der US-amerikanischen Federal Reserve,

Diese Zinssätze sind die Kosten, die entstehen, wenn Geld geliehen wird, und der Ertrag, der aus dem Sparen resultiert.

Durch das Anpassen dieser Sätze kann die Zentralbank die Geldmenge im Umlauf beeinflussen, was wiederum die Wirtschaftsaktivität anregt oder abbremst.

Wenn die Zentralbank zum Beispiel die Zinssätze senkt, wird es billiger, Geld zu leihen, was Investitionen und Ausgaben fördern kann. Umgekehrt kann eine Erhöhung der Zinssätze die Wirtschaft abkühlen und die Inflation eindämmen, indem sie das Leihen und Ausgeben teurer macht.

Ziele der Zinspolitik

Die primären Ziele der Zinspolitik sind vielfältig, aber sie konzentrieren sich unter anderem auf die Förderung von wirtschaftlicher Stabilität und Wachstum. Das Hauptziel ist jedoch die Inflationskontrolle. Die Zinspolitik der Zentralbanken ist eines von mehreren Werkzeugen, um die Inflation mittelfristig auf ein Niveau von 2 Prozent zu manövrieren.

Zu niedrige Zinssätze können eine hohe Inflation verursachen, während zu hohe Zinssätze zu niedriger Inflation oder sogar Deflation führen können.

Ein weiteres Ziel ist die Förderung von maximalem Beschäftigungsniveau, da niedrigere Zinssätze Unternehmen ermutigen können, mehr zu investieren und zu expandieren, was wiederum neue Arbeitsplätze schafft.

Zudem zielt die Zinspolitik darauf ab, das Finanzsystem zu stabilisieren und eine gesunde Kreditvergabe zu fördern. In Krisenzeiten kann eine aktive Zinspolitik dazu beitragen, wirtschaftliche Schocks abzufedern und eine schnelle Erholung zu unterstützen.

Zusammengefasst sind dies die Ziele der Zinspolitik:

  1. Inflationskontrolle: Stabilisierung des Preisniveaus und Vermeidung extremer Inflation oder Deflation.
  2. Wirtschaftswachstum fördern: Anregung von Investitionen und Konsum, um das Wirtschaftswachstum zu unterstützen.
  3. Beschäftigung maximieren: Schaffung günstiger Bedingungen für hohe Beschäftigungsraten und Verringerung der Arbeitslosigkeit.
  4. Stabilität des Finanzsystems: Sicherstellung der Stabilität des Banken- und Finanzsystems, um Krisen zu vermeiden.
  5. Gleichgewicht in der Zahlungsbilanz: Unterstützung eines ausgeglichenen internationalen Handels und Kapitalflusses.

Zuletzt hatte die EZB in den Jahren 2022 und 2023 mit Zinserhöhungen versucht die Inflation zu bekämpfen.

Leitzins im Euroraum, Stand Oktober 2023 (Bildquelle: Tagesschau)
Leitzins im Euroraum, Stand Oktober 2023 (Bildquelle: Tagesschau)

Wie werden Zinssätze festgelegt?

Zinssätze, oft als Leitzinsen bezeichnet, sind die Basis für die Kosten des Geldleihens und haben direkte Auswirkungen auf Verbraucher, Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt. Um zu verstehen, wie diese Zinssätze festgelegt werden, ist es wichtig, die Rolle der Zentralbanken und die verschiedenen Faktoren, die ihre Entscheidungen beeinflussen, zu betrachten.

Rolle der Zentralbanken

Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank (EZB), die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) oder die Bank of England (BoE) spielen eine entscheidende Rolle bei der Festlegung der Zinssätze.

Diese Institutionen agieren als Regulatoren der Wirtschaft und haben das Mandat, die wirtschaftliche Stabilität und das Wachstum zu fördern. Eine ihrer Hauptaufgaben ist es, den Leitzins festzulegen, der wiederum die Bedingungen bestimmt, unter denen Banken Geld leihen und verleihen können.

Die Zentralbanken treffen ihre Entscheidungen basierend auf einer gründlichen Analyse der aktuellen Wirtschaftslage und Prognosen über zukünftige Entwicklungen. Ihre Sitzungen und Entscheidungen werden sorgfältig beobachtet, da eine Änderung des Leitzinses weitreichende Auswirkungen hat, von der Verfügbarkeit von Krediten bis hin zur Attraktivität von Investitionen in einem Land.

Faktoren, die Zinssätze beeinflussen

Mehrere Schlüsselfaktoren beeinflussen die Entscheidungen der Zentralbanken bezüglich der Zinssätze. Dazu gehören:

  1. Inflation: Eine der Hauptaufgaben der Zentralbanken ist die Kontrolle der Inflation. Wenn die Inflationsraten zu hoch sind, könnten Zentralbanken entscheiden, die Zinssätze zu erhöhen, um die Geldmenge zu reduzieren und die Inflation einzudämmen.
  2. Wirtschaftswachstum: Die Zentralbanken berücksichtigen auch das aktuelle Wachstumstempo der Wirtschaft. In Zeiten langsamen Wachstums oder einer Rezession könnten niedrigere Zinssätze die Wirtschaft stimulieren, indem sie Kredite billiger und Investitionen attraktiver machen.
  3. Arbeitsmarktbedingungen: Die Beschäftigungslage ist ein weiterer wichtiger Indikator. Hohe Arbeitslosigkeit kann ein Signal für eine Lockerung der Zinspolitik sein, um die Wirtschaft anzukurbeln.
  4. Globale Wirtschaftsbedingungen: In einer global vernetzten Wirtschaft müssen Zentralbanken auch internationale Entwicklungen berücksichtigen, einschließlich der Wirtschaftspolitik anderer Länder und globaler Finanzkrisen.
  5. Finanzmarktstabilität: Die Stabilität des Finanzsystems ist entscheidend. In Zeiten finanzieller Unsicherheit oder Instabilität können Anpassungen der Zinssätze dazu beitragen, Vertrauen wiederherzustellen und das System zu stabilisieren.

Durch die Abwägung dieser und weiterer Faktoren treffen Zentralbanken informierte Entscheidungen in geldpolitischen Sitzungen über die Zinssätze, um ein Gleichgewicht zwischen der Förderung des Wirtschaftswachstums und der Aufrechterhaltung der finanziellen Stabilität zu finden.

Ihre Entscheidungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaft und werden daher stets mit großer Aufmerksamkeit verfolgt.

Auswirkungen der Zinspolitik auf Anleihen, Aktien und Kryptowährungen

Die Zinspolitik der Zentralbanken hat bedeutende Auswirkungen auf verschiedene Anlageklassen, darunter Anleihen, Aktien und Kryptowährungen.

Jede dieser Anlageklassen reagiert unterschiedlich auf Veränderungen der Zinssätze, was Investoren stets im Auge behalten sollten. Die Anpassung der Zinssätze kann sowohl direkte als auch indirekte Effekte auf die Renditen, das Risiko und die Attraktivität dieser Anlagen haben.

Steigende Zinsen sind in der Regel schlecht für Vermögenswerte und steigern den Wert der jeweiligen Währung.
Steigende Zinsen sind in der Regel schlecht für Vermögenswerte und steigern den Wert der jeweiligen Währung.

Auswirkungen auf Anleihen

Anleihen sind besonders empfindlich gegenüber Veränderungen der Zinssätze. Wenn Zentralbanken die Zinsen erhöhen, sinken in der Regel die Preise bestehender Anleihen mit niedrigeren Zinssätzen, da neu ausgegebene Anleihen höhere Renditen bieten. Umgekehrt steigen die Preise bestehender Anleihen, wenn die Zinssätze fallen, da ihre relativ höheren festen Zinserträge attraktiver werden.

Dieses Phänomen macht Anleihen zu einer bevorzugten Anlageklasse für Investoren, die Zinsrisiken und Marktvolatilität abwägen müssen. Die Zinspolitik beeinflusst somit nicht nur die Renditen, sondern auch die Marktliquidität und die Kreditqualität der Emittenten.

Auswirkungen auf Aktien

Aktienmärkte reagieren ebenfalls auf Änderungen der Zinspolitik, allerdings in einer komplexeren Weise. Generell können niedrigere Zinssätze als stimulierend für den Aktienmarkt wirken, da sie die Kreditaufnahme für Unternehmen verbilligen und Investitionen anregen. Dies kann zu höheren Unternehmensgewinnen und damit zu steigenden Aktienkursen führen.

Auf der anderen Seite können steigende Zinssätze die Kosten für Kredite erhöhen und somit die Gewinne schmälern, was oft zu einem Rückgang der Aktienkurse führt. Investoren müssen auch die Auswirkungen der Zinspolitik auf die allgemeine Wirtschaftslage und das Verbraucherverhalten berücksichtigen, da diese Faktoren wesentlich zur Unternehmensleistung beitragen.

Auswirkungen auf Kryptowährungen

Obwohl Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum oft als unabhängig von traditionellen finanziellen Mechanismen angesehen werden, werden sie dennoch indirekt von Zinsänderungen beeinflusst.

Niedrige Zinsen sind in der Regel gut für den Krypto-Markt, da viel billiges Geld im Markt ist. Höhere Zinsen senken jedoch die Liquidität und sorgen somit für fallene Kurse am Krypto-Markt.

Niedrige Zinssätze können zu einer Suche nach alternativen Anlagen führen, da traditionelle Anlagen wie Anleihen weniger attraktiv werden. Dies kann das Interesse und die Investitionen in Kryptowährungen erhöhen. Allerdings sind Kryptowährungen aufgrund ihrer hohen Volatilität und anderen einzigartigen Faktoren wie Technologieentwicklung und regulatorischen Veränderungen auch anderen Einflüssen unterworfen.

Auswirkungen der Zinspolitik auf Kredite

Die Zinspolitik hat direkte und weitreichende Auswirkungen auf die Kreditvergabe in der Wirtschaft. Sowohl für private Verbraucher als auch für Unternehmen spielen die Zinssätze eine entscheidende Rolle, wenn es um die Aufnahme von Krediten geht.

Die Zinssätze, welche maßgeblich durch die Entscheidungen der Zentralbanken beeinflusst werden, bestimmen nicht nur die Kosten für geliehenes Geld, sondern beeinflussen auch die gesamtwirtschaftliche Kreditvergabe und Investitionsbereitschaft.

Zinssätze und Kreditvergabe

Die Zinssätze, zu denen Banken Geld verleihen, hängen eng mit den Leitzinsen der Zentralbanken zusammen. Wenn die Zentralbanken die Zinssätze senken, werden Kredite günstiger. Das bedeutet, dass sowohl Verbraucher als auch Unternehmen leichter und kostengünstiger an Kredite kommen.

Diese niedrigeren Kosten können zu einer erhöhten Nachfrage nach Krediten führen, was wiederum Investitionen und Ausgaben anregt und somit das Wirtschaftswachstum fördert.

Umgekehrt führt eine Erhöhung der Zinssätze dazu, dass Kredite teurer werden. Dies kann die Kreditnachfrage dämpfen, da sowohl Verbraucher als auch Unternehmen möglicherweise zögern, teurere Kredite aufzunehmen. Eine solche Kontraktion der Kreditvergabe kann die wirtschaftliche Aktivität verlangsamen, was insbesondere in einer überhitzten Wirtschaft nützlich sein kann, um die Inflation zu kontrollieren.

Bedeutung für Verbraucher und Unternehmen

Für Verbraucher bedeutet eine Zinssenkung in der Regel günstigere Bedingungen für Hypothekendarlehen, Autokredite und Konsumentenkredite. Dies kann zu einer Zunahme von Immobilienkäufen und größeren Konsumausgaben führen, was wiederum das wirtschaftliche Wachstum antreibt. In Zeiten niedriger Zinssätze können Verbraucher auch ihre bestehenden Schulden durch Umschuldung zu günstigeren Konditionen umstrukturieren.

Für Unternehmen sind die Auswirkungen ähnlich signifikant. Niedrigere Zinssätze senken die Kosten für die Aufnahme von Kapital. Dies ermöglicht es Unternehmen, in Expansion, Forschung und Entwicklung sowie in andere wachstumsfördernde Aktivitäten zu investieren.

Wenn Unternehmen leichter Zugang zu günstigem Kapital haben, können sie neue Arbeitsplätze schaffen und zur allgemeinen wirtschaftlichen Dynamik beitragen.

Allerdings können höhere Zinsen die Kreditkosten für Verbraucher und Unternehmen erhöhen, was die Ausgaben dämpfen und potenziell zu einer Verlangsamung der Wirtschaft führen kann.

Die Zinspolitik des Eurosystems und ihre Auswirkungen

Das Eurosystem, unter Führung der Europäischen Zentralbank (EZB), hat das Ziel, die Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten. Eine der Hauptmethoden, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Anpassung der kurzfristigen Zinssätze. Diese Anpassungen werden vom EZB-Rat, dem obersten Entscheidungsgremium des Eurosystems, vorgenommen.

Festlegung der Leitzinsen durch den EZB-Rat

Der EZB-Rat trifft sich alle sechs Wochen, um über die Leitzinsen für den Euroraum zu entscheiden. Diese Zinssätze sind entscheidend für die Steuerung der Geldpolitik:

  1. Hauptrefinanzierungssatz: Dies ist der Zinssatz, zu dem sich Banken im Euroraum refinanzieren können. Bis 2008 wurde dieser als Mindestbietsatz festgelegt, aber seitdem ist es ein Fixzinssatz. Dieser Zinssatz ermöglicht es Banken, die benötigte Geldmenge vom Eurosystem zu leihen und spielt eine zentrale Rolle in der geldpolitischen Steuerung.
  2. Zinssätze auf Einlage- und Spitzenrefinanzierungsfazilität: Der Einlagezinssatz ist der Zinssatz für Gelder, die Banken bei der EZB hinterlegen. Der Spitzenrefinanzierungssatz ist der Zinssatz, der für kurzfristige Kreditaufnahmen bei der EZB anfällt. Diese Zinssätze bilden die Obergrenze (Spitzenrefinanzierungssatz) und die Untergrenze (Einlagezinssatz) für den Tagesgeldsatz im Interbankenmarkt.

Signalwirkung und Steuerung der Liquidität

Der Hauptrefinanzierungssatz hat eine wichtige Signalrolle für die Geldmärkte. Die Finanzmarktakteure können im Normalfall damit rechnen, dass das Eurosystem die Liquiditätssituation so steuert, dass der Tagesgeldsatz nahe am Hauptrefinanzierungssatz liegt. Durch diese Steuerung der Liquidität kann das Eurosystem effektiv auf die Wirtschaft einwirken, indem es die Kreditkosten beeinflusst und so die Wirtschaftsaktivitäten im Euroraum lenkt.

Die Zinspolitik des Eurosystems ist somit ein zentrales Instrument zur Sicherstellung der Preisstabilität und zur Beeinflussung der wirtschaftlichen Bedingungen im Euroraum. Durch die Festlegung der Zinssätze hat die EZB direkten Einfluss auf die Kreditkosten, das Sparverhalten und die Investitionsentscheidungen im gesamten Währungsraum.

Kritik an der zentralen Steuerung der Zinspolitik

In der Diskussion um die Zinspolitik von Zentralbanken gibt es bedeutende Kritikpunkte, insbesondere im Hinblick auf ihre Einflussnahme auf die Wirtschaft. Eine der Hauptkritiken betrifft die zentrale Kontrolle und Entscheidungsmacht, die Zentralbanken wie die Europäische Zentralbank oder die US-amerikanische Federal Reserve über die Geldpolitik haben.

Kritiker argumentieren, dass diese zentrale Kontrolle zu Marktverzerrungen führen kann, da die Zinssätze oft auf Basis politischer oder wirtschaftlicher Agenden und nicht immer im besten Interesse der allgemeinen Bevölkerung festgelegt werden.

Zudem besteht die Sorge, dass lang anhaltend niedrige Zinssätze zu Risiken wie Vermögensblasen und übermäßiger Verschuldung führen können.

In diesem Kontext wird Bitcoin oft als eine attraktive Alternative gesehen. Bitcoin unterscheidet sich grundlegend von traditionellen Währungen, da es keine zentrale Autorität gibt, die die Geldmenge kontrolliert oder Zinssätze festlegt.

Stattdessen basiert Bitcoin auf einer dezentralisierten Blockchain-Technologie, die durch ein Netzwerk von Teilnehmern aufrechterhalten wird. Diese Dezentralisierung bietet mehrere Vorteile:

  1. Unabhängigkeit von zentralen Institutionen: Da Bitcoin nicht von einer Zentralbank kontrolliert wird, ist es unabhängig von deren geldpolitischen Entscheidungen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Zyklen.
  2. Vorhersagbare Geldpolitik: Bitcoin hat eine vorhersagbare Geldpolitik, die in seinem Protokoll festgelegt ist. Die Menge an neuen Bitcoins, die durch Mining erzeugt werden, halbiert sich etwa alle vier Jahre in einem Ereignis, das als “Halving” bekannt ist. Dies reduziert die Inflationsrate im Laufe der Zeit und macht Bitcoin zu einer potenziell wertstabilen Anlage.
  3. Transparenz: Alle Transaktionen und die Erzeugung neuer Bitcoins sind transparent und nachvollziehbar im Blockchain-Ledger gespeichert. Dies bietet ein hohes Maß an Sicherheit und Vertrauen.
  4. Unabhängigkeit von geopolitischen Risiken: Bitcoin ist nicht an die Politik oder Wirtschaft eines einzelnen Landes gebunden, was es zu einer attraktiven Option für Anleger macht, die sich vor geopolitischen Risiken schützen wollen.

Aktuelle Zinserhöhungen und ihre Auswirkungen

Im letzten Jahr gab es bedeutende Entwicklungen im Bereich der Zinspolitik, sowohl in der Eurozone als auch in den USA, die beträchtliche Auswirkungen auf verschiedene Wirtschaftsbereiche hatten:

  1. Leitzinsentwicklung: In der Eurozone verzichtete der EZB-Rat im Oktober 2023 auf eine weitere Erhöhung der Leitzinsen, nachdem im Juli 2022 eine Zinswende begonnen hatte, mit insgesamt zehn Zinsschritten. Der Leitzins liegt derzeit bei 4,5 Prozent. In den USA vollzog die Federal Reserve (Fed) die Zinswende schon im Mai 2022, mit mehreren Zinserhöhungen im Laufe des Jahres. Derzeit liegt das Zinsniveau in den USA zwischen 5,25 und 5,5 Prozent​​.
  2. Guthabenzinsen: In den vergangenen Monaten sind die Zinsen für Tages- und Festgeld rasch gestiegen. Bei dreijährigem Festgeld liegen die Bestzinsen aktuell über 4 Prozent pro Jahr. Die Zinsen für Girokonten und Sparbücher blieben jedoch weitgehend unverändert​​.
  3. Inflation und Realzins: Trotz der Zinserhöhungen bleibt der Realzins (Sparzins minus Inflationsrate) negativ. Die Inflationsrate im Euroraum lag im September 2023 bei 4,5 Prozent, was bedeutet, dass trotz höherer Zinsen der Euro an Kaufkraft verliert. Allerdings können Anleger diesen Kaufkraftverlust fast ausgleichen, wenn sie die besten Zinsangebote nutzen​​.
  4. Bauzinsen: Die Bauzinsen haben sich in der ersten Jahreshälfte 2022 deutlich erhöht. Seit Oktober 2022 verlaufen die Bauzinsen jedoch in Wellenbewegungen und schwanken zwischen etwa 3,5 und 4,5 Prozent. Es wird erwartet, dass sich die Bauzinsen in den nächsten Monaten nur geringfügig ändern, wobei ein Zinsgipfel von etwa 5 Prozent prognostiziert wird​​.

Diese Entwicklungen haben weitreichende Auswirkungen auf Sparverhalten, Kreditvergabe, Investitionen und die allgemeine wirtschaftliche Dynamik. Die Zinserhöhungen sollen zwar der Inflation entgegenwirken, bergen jedoch auch Risiken wie eine mögliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums und erhöhte Lasten für Kreditnehmer.

Fazit: Was ist Zinspolitik?

Die Zinspolitik bezeichnet die Steuerung der Zinssätze durch Zentralbanken, um die Wirtschaft zu beeinflussen. Sie umfasst die Festsetzung von Leitzinsen, die die Kreditkosten für Banken und somit indirekt für Verbraucher und Unternehmen bestimmen. Hauptziele sind die Kontrolle der Inflation, die Förderung des Wirtschaftswachstums und die Stabilisierung des Finanzmarktes.

Durch Anhebung der Zinssätze wird versucht, die Inflation einzudämmen und die Wirtschaft abzukühlen, während eine Senkung der Zinssätze das Wirtschaftswachstum anregen soll, indem Kredite günstiger und Investitionen attraktiver werden.

Die jüngsten Zinserhöhungen in der Eurozone und den USA zeigen die komplexe Balance zwischen Inflationsbekämpfung und der Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Wachstums. Während höhere Zinsen für Sparer vorteilhaft sind und das Sparverhalten fördern, erhöhen sie gleichzeitig die Kosten für Kredite, was insbesondere im Bereich der Baukredite spürbar ist.

Häufige Fragen (FAQ) zu Zinspolitik der Zentralbanken

In diesem Abschnitt beantworten wir die häufigsten Fragen rund um Zinspolitik.

Wie funktioniert die Zinspolitik?

Wie hoch werden die Zinsen 2025 sein?

Werden die Zinsen 2024 wieder fallen?

Ob die Zinsen im Jahr 2024 fallen werden, hängt von der wirtschaftlichen Entwicklung und den Entscheidungen der Zentralbanken ab. Es ist möglich, dass bei einer Verbesserung der Inflationslage oder bei einer wirtschaftlichen Abschwächung die Zinsen gesenkt werden könnten.

vincent bruns
Vincent Bruns

Vincent Bruns ist der Gründer von Krypto Online. Er hat bereits für mehrere Krypto- und Finanzportale wie Bitcoin2Go und Finanzwissen.de als Autor und Social Media Manager gearbeitet und konnte seine Begeisterung über Kryptowährungen zum Beruf machen. Krypto Online hat er im Juli 2020 gegründet. Zu Beginn gab es nur den Instagram-Kanal. Mittlerweile ist Krypto Online auf allen großen sozialen Medien und im Web vertreten.