Warum der Markt neue L1-Projekte anders bewertet als früher

Neue Smart-Contract-Chains wie Monad lösen starke Marktreaktionen aus und stellen die Bewertung von Ethereum, Solana und neuen L1-Projekten in ein neues Licht.

  • Neue Smart-Contract-Chains wie Monad stoßen schon beim Start auf ungewöhnlich starke Ablehnung.
  • Teile des Marktes stellen die Bewertung von Ethereum, Solana und neuen L1-Projekten grundsätzlich infrage.
  • Die Debatte dreht sich zunehmend darum, ob Blockchains langfristig einen Markt erreichen, der exponentielles Wachstum ermöglicht.

Neue Blockchain-Starts sorgen derzeit für auffallend scharfe Reaktionen. Die Diskussion verschiebt sich von Projektfragen hin zu grundsätzlichen Einschätzungen über den Wert von Smart-Contract-Infrastruktur.

Neue Smart-Contract-Chains stehen unter Druck

Monad ist nur ein Beispiel für die aktuelle Stimmung. Die Chain wurde zum Start mit deutlicher Ablehnung konfrontiert. Vergleichbare Reaktionen treffen auch Projekte wie Tempo oder MegaETH, noch bevor diese technisch einsatzbereit sind. Der Markt behandelt neue L1-Projekte damit anders als frühere Generationen, die meist auf neutrale oder positive Resonanz trafen.

Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die Bewertung von Basischains. Viele Marktteilnehmer gehen davon aus, dass große L1s zu hoch bewertet bleiben. Daraus entsteht die Annahme, dass neue Herausforderer kaum die Chance haben, relevante Marktanteile aufzubauen.

Parallel steigen Erwartungen an Projekte, die klassische Finanzkennzahlen bieten, beispielsweise DEX-Tokens mit realen Einnahmen oder Buybacks. Diese Entwicklung verstärkt die Skepsis gegenüber Smart-Contract-Chains, deren Wert stärker auf langfristigen Netzwerkeffekten basiert.

Der Streit um Bewertungen verändert den Blick auf den Markt

In der Branche entsteht eine Haltung, die Blockchains eher über kurzfristige Kennzahlen bewertet. Diese Sichtweise orientiert sich an klassischen Finanzmodellen, etwa P/E-Multiplikatoren oder Umsatzmetriken. Für Netzwerke mit potenziell globaler Skalierung greifen solche Methoden allerdings nur begrenzt. Die Diskussion zeigt, dass ein Teil des Marktes Wachstum in diesem Bereich inzwischen als linearen Prozess betrachtet.

Der historische Vergleich mit früheren Technologiewellen deutet auf einen anderen Verlauf hin. E-Commerce wurde über viele Jahre unterschätzt, weil frühe Nutzerzahlen und geringe Gewinne den späteren Marktumfang nicht erkennen ließen. Erst mit wachsender Skalierung wurde sichtbar, wie groß die Zielgruppe tatsächlich war. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich bei Kryptoanwendungen beobachten. DeFi, Stablecoins und On-Chain-Handel verzeichnen bereits Nutzungszahlen, die über klassische Finanzmodelle hinausgehen.

Dies ist Amazons Gewinn- und Verlustrechnung von 1995 bis 2019. Das sind 24 Jahre. Rot steht für Umsatz, Grau für Gewinn.
Dies ist Amazons Gewinn- und Verlustrechnung von 1995 bis 2019. Das sind 24 Jahre. Rot steht für Umsatz, Grau für Gewinn.

Die Kernfrage lautet daher, ob Smart-Contract-Infrastruktur das Potenzial besitzt, zu globalen Standards für digitale Finanzprozesse zu werden. Wenn diese Entwicklung eintritt, werden Netzwerke nicht über kurzfristige Einnahmen bewertet, sondern über ihre Fähigkeit, Milliarden Nutzer und Vermögenswerte miteinander zu verbinden.

Was die Entwicklung für den Markt bedeutet

Smart-Contract-Chains werden zunehmend als grundlegende Infrastruktur betrachtet. Ihr Wert steigt mit jeder Anwendung, die auf ihnen entsteht, und mit jedem neuen Asset, das in digitale Formate übergeht. Finanzinstrumente, Zahlungen und Datenstrukturen bewegen sich in Richtung globaler Interoperabilität. Blockchains bieten dafür eine offene Architektur, die rund um die Uhr funktioniert und keine geografischen Grenzen kennt.

Herausgezoomt sieht das Wachstum der Blockchains stabil aus
Herausgezoomt sieht das Wachstum der Blockchains stabil aus

Neue Projekte haben trotz der aktuellen Skepsis Chancen, sofern sie technische Vorteile bieten und ausreichend Entwickler anziehen. Der Markt preist Wahrscheinlichkeiten ein. Ein Projekt mit geringer, aber realer Erfolgschance kann hohe Bewertungen erreichen. Dieses Prinzip ist aus dem Biotech-Sektor bekannt, in dem potenzielle Durchbrüche ebenfalls mit Milliardenpreisen bewertet werden, obwohl viele Entwicklungen scheitern.

Für Anleger bedeutet die aktuelle Debatte vor allem, dass Bewertungen von Smart-Contract-Chains nicht allein über kurzfristige Finanzdaten erklärt werden können. Die entscheidende Frage ist, ob Blockchain-Systeme weiterhin exponentiell wachsen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnten heutige Bewertungen rückblickend als niedrig erscheinen. Historische Beispiele aus der Technologiebranche zeigen, dass frühe Marktphasen häufig von Unsicherheit geprägt sind, während später vor allem Skalierung entscheidet.

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Vincent Bruns

Vincent Bruns ist der Gründer von Krypto Online. Er hat bereits für mehrere Krypto- und Finanzportale wie Bitcoin2Go und Finanzwissen.de als Autor und Social Media Manager gearbeitet und konnte seine Begeisterung über Kryptowährungen zum Beruf machen. Krypto Online hat er im Juli 2020 gegründet. Er ist in Deutschland geboren und aufgewachsen und mittlerweile als digitaler Nomade aus Deutschland ausgewandert, um seine persönliche Freiheit zu maximieren.

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